vor drei Jahren, am 14. August 2021, ist Wolf Büntig von uns gegangen. Wir sollten herausfinden, von wem wir reden, wenn wir 'ich' sagen. Dieses Zitat von Wolf Büntig ziert den Gedenkstein für ihn im Innenhof von ZIST. Es drückt einen Teil der Essenz dessen aus, worum es Wolf ging und worum es in ZIST geht. Als Gründer von ZIST (gemeinsam mit Christa Büntig, seiner ersten Ehefrau) widmete er knapp 50 Jahre seines Seins ZIST. Er hinterließ uns den Reichtum seines geistigen Seins. Wolf Büntig hat mit seiner Aufmerksamkeit und Zugewandtheit und seiner tiefen Kenntnis vom Sein viele Menschen berührt und ihnen bei großen und kleinen Problemen mit sich selbst und im Alltag helfen können. Er unterstützte viele Menschen bei der Entwicklung ihres eigenen individuellen Potentials. Wolf hat eine wichtige Rolle in der Verbreitung und Erforschung der Humanistischen Psychologie gespielt und dabei bedeutende internationale Pioniere dieser Haltung nach Deutschland, nach ZIST geholt. Er konnte schwierige Zusammenhänge verständlich für jedermann ausdrücken. Seine griffigen Formulierungen – und auch seine überaus angenehme Stimme – halfen dabei, dass sich ihm viele Menschen öffneten und ihm gerne zuhörten. Viele seiner Texte und Interviews sind Diamanten, die uns wertvolle Wegbegleiter auf dem Weg hin zu einem besseren Verständnis unserer selbst und der anderen sein können. Wolf Büntig hat immer wieder betont, dass Selbsterfahrung auch politisch ist. Er hat darüber gesprochen, wie persönliche Entwicklungsprozesse in Gang kommen und in die Gesellschaft zurückwirken: Weil sie uns Erkenntnisse über unbewusste Motive des Handelns ermöglichen, weil sie Wahrnehmungs- und Denkmuster hinterfragen und uns dabei helfen, uns und andere in unseren Stärken und Schwächen anzunehmen. Wer sich dem größeren Ganzen beugen, die Gaben des Lebens nehmen und dafür danken kann, ist frei. Dieses Zitat Wolfs erinnert daran, dass wir nicht alles in der Hand haben können und dass in dieser Einsicht innerer Frieden und innere Freiheit verborgen sind. In dieser Zeit, die mit massiven problematischen gesellschaftlichen Veränderungen einhergeht, tun kontemplative Momente, Rückschau und Stille besonders gut. Daher haben wir dieses Zitat auf einem Wandbild im Meditationsraum von ZIST verewigt. Wolf Büntigs Sterben hinterließ große Lücken auf verschiedenen Feldern und Ebenen von ZIST. Diese Lücken zu fühlen und zu würdigen, dass er als Person nicht zu ersetzen ist, hat uns in den letzten Jahren begleitet. Er war derjenige, der über viele Jahre so ziemlich alle Hüte in ZIST aufhatte. Es war nicht immer einfach, neue Wege zu finden, die – so hoffen wir – ihm und seiner Haltung entsprächen und auch uns in den verschiedenen Funktionen, die wir seither übernommen haben, entsprechen und die gangbare Wege für ZIST sein würden. Es war zuweilen kompliziert, auf der einen Seite mit unserer Trauer und dem Vermissen umzugehen und auf der anderen Seite dieses große Schiff ZIST durch so manche Wasser zu manövrieren. Die Erinnerung an Wolfs Gelassenheit und Freundlichkeit hat uns dabei geholfen. Das Feedback unserer Gäste (m/w/d) bestätigt uns nun, dass wir einen guten Weg gegangen sind, und das freut uns sehr. An dieser Stelle geht ein besonders herzlicher Dank an alle Mitarbeitenden von ZIST. Jeder einzelne hat in dieser für ZIST ganz neuen Situation – erstmalig ohne Wolfs Anwesenheit – engagiert daran mitgearbeitet, dass es in ZIST gut weitergeht; einzelne tun das schon seit über vierzig Jahren. Wir alle sind mit Herzblut dabei, ZIST in Wolfs Sinne zu halten und weiterzuführen. Wolfs Schaffen, das durch das Mittun zahlreicher Menschen – Mitarbeitern, Förderern, Wegbegleitern und Freunden (jeweils m/w/d) – in ZIST lebendig wurde, soll uns weiterhin Auftrag für die kommenden Jahre sein. Inspiriert von seinem Tun ist es unsere Aufgabe, diesen wertvollen Schatz ZIST in der Gegenwart und für die Zukunft zu wappnen. Menschliches Potential entwickeln sowie Wissen durch Erfahrung, die Mottos des offenen Programms in ZIST sowie der ZIST Akademie für Psychotherapie, stehen kurz und prägnant für diese Aufgabe. Wir danken herzlich auch allen Referenten des offenen Programms sowie allen Dozenten der ZIST Akademie für Psychotherapie (jeweils m/w/d) für ihre Verbundenheit und ihr Engagement, mit dem sie nicht zuletzt die inhaltliche Kontinuität der Veranstaltungen in ZIST sichern. Ein ganz besonderer Dank geht an Gustl Marlock, der uns mit seinem umfassenden Wissen und seinem tiefen Verständnis von Potentialorientierter Psychotherapie, Selbsterfahrung und Spiritualität in vielen Bereichen berät und uns eine große Unterstützung bei der inhaltlichen Orientierung ist. Bei aller Struktur die es braucht, um einen Platz wie ZIST zu gestalten, zu führen, mit Leben zu füllen, ist uns bewusst, dass wir alle – nicht erst wenn wir sterben – ins Offene gehen. Wolf sah das ähnlich. Eines seiner Gedichte, welches er bei einem seiner letzten Zusammentreffen mit Psychotherapeuten in Ausbildung (m/w/d) an der ZIST Akademie auf die Frage hin rezitierte, ob er der Ansicht sei, dass es ein Leben nach dem Tod gäbe, zeugt von dieser Einsicht: Standing at the sea-shore I cannot tell where the river ends and the ocean begins And I wonder What may these waters connecting source with sea know of clouds
Am Meeresufer stehend Kann ich nicht sagen Wo der Fluss endet Und der Ozean beginnt Und mich nimmt wunder Was mag wohl dieser Strom Der Quell mit Meer verbindet Von Wolken wissen Wolf Büntig Wir gedenken Wolf Büntig mit vollen, dankbaren Herzen. Für das ZIST Team Silke Bunda Watermeier Wolf Büntig in Wort und Schrift Podcasts Die Demut – Fessel oder Tor zur inneren Freiheit Die eigenen Potentiale entdecken – Wolf Büntig, der Gründer des ZIST Texte https://www.zist.de/de/veroeffentlichungen Online Kondolenzbuch für Wolf Büntig https://www.zist.de/blog/wolf-buentig/ |