Modul 1 – online
Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) ist ein psychodynamischer und körperorientierter Ansatz für die Behandlung von Entwicklungstrauma, der gleichzeitig mit der Dysregulation des Nervensystems, mit gewachsenen Identitätsverzerrungen und mit deren wechselseitiger Verflechtung arbeitet. Das gleichzeitige Arbeiten auf der körperlichen und der psychologischen Ebene menschlichen Seins ist eine bedeutsame Perspektivenerweiterung mit tiefgründigen Implikationen für die Arbeit mit Beziehungs-, Entwicklungs- und Bindungstrauma.
Das Anliegen von NARM ist die Verbindung mit sich selbst, den Gefühlen, dem Körper und der eigenen Lebendigkeit. Sie ist, ebenso wie die Verbindung mit anderen, unser tiefstes Bedürfnis und unsere größte Herausforderung im Leben.
Konzeptionelle Grundannahmen
NARM beruht auf der Grundannahme, dass die unzureichende Befriedigung biologischer Grundbedürfnisse die somatische und affektive Selbstregulierung, die Identität und die Beziehungsfähigkeit deutlich beeinträchtigt. In dem Ausmaß, in dem unsere biologischen Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden, entwickeln wir auf somatischer Dysregulation beruhende Überlebensstrategien. Wir entfremden uns dabei von unserem Körper, verlieren die Verbindung zu unseren Emotionen und entwickeln in der Folge Identitätsverzerrungen und Beziehungsstörungen.
Arbeitsweise
NARM arbeitet mit diesen aus dem Verlust der Verbindung entstandenen und im weiteren Leben unbewusst wirksamen Überlebensmustern auf den Ebenen von Identität, Emotion, Physiologie und Verhalten. Die Arbeit ist nicht-regressiv, ressourcenorientiert und erfolgt beziehungsbezogen im Hier-und-Jetzt. Sie verbindet Somatic Experiencing mit psychodynamischen Modellen wie Bindungs- und Objekt-Beziehungs-Theorie und schlägt gleichzeitig einen Bogen zu einem umfassenderen Verständnis über die Natur von Identität.
Methodisch arbeitet NARM gleichermaßen und gleichzeitig von unten nach oben (bottom-up), vom Stammhirn zum Neokortex, wie von oben nach unten (top-down), vom Neokortex zum Stammhirn. Das Vorgehen von oben nach unten arbeitet mit Kognitionen und mit Emotionen und konzentriert sich auf die Erkundung und Auflösung von behindernden Identifikationen in Bezug zu sich selbst und anderen. Das Vorgehen von unten nach oben fokussiert auf den Körper, das Spürbewusstein (somatic mindfulness) und die instinktiven Reaktionen, die durch das Stammhirn vermittelt werden und dann nach oben wandern, wo sie die limbischen und kortikalen Areale des Gehirns beeinflussen. Die Integration beider Herangehensweisen erweitert erheblich die therapeutischen Optionen in der Arbeit mit Entwicklungstrauma.
Fortbildungsinhalte
Die Fortbildungsinhalte umfassen das konzeptionelle Verständnis sowie die grundlegenden Vorgehensweisen und Arbeitsmethoden von NARM, im Einzelnen für
- die Unterschiede zwischen Entwicklungstrauma und Schocktrauma,
- die Arbeit mit Kontakt und Kontaktverlust in Bezug zu sich selbst und zu anderen,
- die funktionale Einheit zwischen biologischer und psychologischer Entwicklung,
- die fünf Grundbedürfnisse und deren entwicklungspsychologische Bedeutung,
- die Entstehung und Funktion der fünf grundlegenden Überlebensstrategien,
- die wechselseitige Beziehung von Nervensystem-Dysregulation und Identitätsverzerrungen,
- die Erkundung und die Auflösung von scham-basierten Identifizierungen und stolz-basierten Gegenidentifizierungen,
- die implizite Absicht von Emotionen und die psychobiologische Vervollständigung,
- die Arbeit in der Gegenwart und die Bedeutung somatischer Achtsamkeit im therapeutischen Prozess,
- den NARM Heilungskreislauf und die Arbeit top-down und bottom-up.
Umfang der Fortbildung
Die Fortbildung dauert, verteilt über einen Zeitraum von zwei Jahren, vier mal fünf Tage, insgesamt zwanzig Tage mit 160 Unterrichtseinheiten (UE). Zur Sicherung der Qualitätsansprüche des Trainings und zur abschließenden Zertifizierung sind neben der Teilnahme an den 160 UE zehn Stunden Einzelsitzungen und zehn Stunden Supervision obligatorisch.
Supervisionen können als Einzel- oder als Gruppensupervision vereinbart werden. Von den insgesamt zehn Stunden Supervision sollen vier Stunden mit Dr. Laurence Heller, von den verbleibenden sechs Stunden mindestens zwei Stunden als Einzelsupervision genommen werden.
Literatur
Heller, Laurence und LaPierre, Aline: Entwicklungstrauma heilen, Alte Überlebensstrategien lösen, Selbstregulierung und Beziehungsfähigkeit stärken. Kösel Verlag
Einführungsvideo über NARM mit Dr. Laurence Heller im Internet unter: https://www.youtube.com/watch?v=pVZCcg4_0mA
Der Onlineworkshop findet über die Plattform Zoom statt, wir achten bei der Einrichtung der Meetings auf datenschutzrechtlich relevante Einstellungen. Für die Teilnahme ist lediglich ein PC, Notebook oder Tablet sowie eine stabile Internetverbindung notwendig. Technik-Neulinge erhalten von uns eine ausführliche Anleitung und die Möglichkeit zum Test-Meeting einen Tag vor Workshopbeginn.
Interessenten an der Fortbildung erhalten auf Anfrage Anmeldeunterlagen und einen Bewerbungsbogen für die Teilnahme.
Weitere Informationen:
Kursgebühr für Modul 1: 895 Euro
In der Kursgebühr ist das Buch von Laurence Heller und Aline LaPierre (siehe Literatur) als Arbeitsgrundlage für das Training enthalten. Das Buch wird im ersten Workshop ausgegeben.
Hinzu kommen Kosten für die Einzelsitzungen und Supervisionen. Einzelheiten zu den Kosten erhalten Sie mit unserem Informationsmaterial zum Training. Die Zahlung der Einzelsitzungen und Supervisionen erfolgt direkt vor Ort.
Für die Module 2, 3 und 4 kommen noch zur Kursgebühr in Höhe von je 895 Euro die Kosten für Unterkunft und Verpflegung in ZIST hinzu.
*Anerkennung von Fortbildungspunkten wird beantragt.