Wie wir Veränderungen mutig begegnen
Veränderungen und Umbrüche gehören zum Leben, auch wenn wir dazu neigen, sie lieber auszublenden. Und dennoch bleibt nichts wie es ist. Sowohl wir selbst verändern uns permanent, als auch unsere Umwelt. Wir sind daher immer wieder herausgefordert, uns auf neue Situationen einzustellen. Sogar positive Veränderungen wie eine bevorstehende Hochzeit, eine Beförderung oder ein herausforderndes Engagement können uns verunsichern. Noch schwieriger erleben wir jedoch solche Situationen, in denen wir Abschied nehmen müssen von geliebten Gewohnheiten, von Menschen, die uns nahe standen, von Jobs, die uns bisher Sinn und Selbstwert vermittelt haben oder von einer durch Krankheit verminderten Kraft, die uns daran hindert, unsere Pläne zu verfolgen. Die Liste der Beispiele ließe sich unendlich verlängern. Gerade in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche, wie sie im Moment stattfinden, ist unsere Wandlungsfähigkeit gefragt. Bleiben wir im Alten stecken und versuchen das Gewohnte krampfhaft festzuhalten, werden wir Probleme bekommen.
Loslassen und dranbleiben ist da gefordert, denn es ist die Basis für unsere Wandlungsfähigkeit und die Bewältigung von schwierigen Situationen. Es klingt wie ein Widerspruch, denn wie sollen wir etwas loslassen und zugleich dranbleiben? Bei psychischen Inhalten widerspricht es sich jedoch nicht. Hier lassen wir los, was uns beschwert und halten fest was uns stärkt. Wir lassen los, was sich verändert und bleiben dran an unseren Zielen und Wünschen und unserer Handlungskompetenz. Auf diese Weise löst sich der Widerspruch auf.
Viele Veränderungen wirken in unserer Seele wie Kränkungen.
Wir fühlen uns persönlich getroffen, ungerecht behandelt und wehren uns gegen die Umwälzungen, die uns geschehen. Im schlimmsten Fall verbittern wir, weil die Situation, in der wir stecken, für uns so nachteilig ist.
Um mit diesen negativen Konsequenzen klar zukommen, sind wir gezwungen, uns auf die neue Situation einzustellen, uns mit ihr auseinanderzusetzen und einen angemessenen Weg zu finden, sie zu akzeptieren. Solange wir im Alten verharren und das Neue abwehren, behindern und verletzen wir uns selber, nehmen uns die Lebensfreude und verbauen uns die positiven Perspektiven im Leben.
Dieses Buch möchte zeigen, was Wandlungsfähigkeit bedeutet und wie wir sie erwerben können.
Was brauchen wir, was müssen wir in uns entwickeln, um jeder für sich und als Gemeinschaft mit Veränderungen so umzugehen, dass wir nicht verbittern und uns gekränkt gegen das Neue stellen? Was bedeutet für jeden einzelnen Wandlungsfähigkeit, welche Erfahrungen haben wir mit Umbrüchen gemacht, was hat uns geholfen, welche Ressourcen konnten wir aktivieren und wo sind unsere Grenzen? Anhand vieler Beispiele und persönlicher Erfahrungsberichte werden diese Fragen beantwortet.
Die Fähigkeit, loslassen zu können und dennoch an einer Sache dran zu bleiben, ist wesentlich für unsere Wandlungsfähigkeit. Das Buch erklärt, was darunter zu verstehen ist und wie wir uns diese Fähigkeit zu Nutze machen können.
© Kösel Verlag, 28. Oktober 2019 | ISBN 978-3466347032